Konstantin in Indien

Interview: Schüleraustausch in Indien

Hallo Konstantin, stell dich bitte kurz vor und erzähle von deinem Schüleraustausch!

Hey, ich bin Konstantin, 20 und Student in München. Vor fast fünf Jahren bin ich mit neun anderen Austauschschülern aus Deutschland aufgebrochen um ein Jahr in einer Gastfamilie in Indien zu wohnen, dort in die Schule zu gehen und das Land und die Leute kennenzulernen. Ich war in einer Gastfamilie in Patiala (ein kleines 400.000 Einwohner Örtchen) untergebracht, den Dhindsas. Ich habe in diesem Jahr unglaublich viel gelernt und bin auch sehr selbstständig geworden. Zum Ende hin bin ich sehr viel alleine Rikshaw gefahren und das meistens auch ohne abgezockt zu werden. Ich hatte auch die Möglichkeit das Land zu sehen: Ich war wandern im Himalaya, bin durch die Straßen von Kalkutta geschlendert, habe auf Märkten in Delhi gefeilscht und mir die "blaue Stadt" Jodhpur von oben, also von den Mauern der Festung angeschaut.

Konstantin in Indien

Wieso gerade Schüleraustausch in Indien?

Vor meinem Austausch wusste ich noch relativ wenig über Indien. Ich war noch nie in Asien gewesen und für mich war dieser Kontinent noch ein großer weißer Fleck auf der Landkarte, von dem ich nichts wusste. Im Hinterkopf, dass YFU eine Organisation mit Erfahrung und guter Betreuung ist, habe ich mich dann "getraut" Indien auszuwählen. Warum genau Indien in Asien – es war ein Bauchgefühl.

Wie hat dein Umfeld auf deine Entscheidung reagiert?

Ich habe sehr oft die Frage bekommen: "Ein Auslandsjahr ist ja gut, aber was willst du denn in Indien!?" Persönlich hat mich das aber nur in meiner Entscheidung gestärkt und besonders im Nachhinein merke ich sehr stark, dass sie richtig war. Besonders dankbar bin ich aber auch meinen Eltern, die mir diese Frage kein einziges Mal gestellt, sondern mich nur unterstützt haben. Das hat mir auch Kraft gegeben, nicht an meiner Länderwahl zu zweifeln. Genauso habe ich aber auch viele positive Kommentare bekommen und unglaublich oft den Satz "Ich finde das ja bemerkenswert, dass du dich das traust!". Ja, die Kultur war sehr anders, allerdings würde ich Indien jedem zutrauen, der offen und bereit ist, sich anzupassen.

Die Sicherheitslage in Indien ist momentan immer noch angespannt, wie hat das deine Entscheidung beeinflusst?

Es hat meine Entscheidung nahezu nicht beeinflusst. Wie schon gesagt, war mir klar, dass ich nicht alleine gelassen werde und deshalb habe ich mir auch nie wirklich Sorgen gemacht in einem Land zu sein, was Kriegsgebiete hat (Jammu und Kashmir). Ich muss aber dazu sagen, dass ich in keinem einzigen Moment in meinem Auslandsjahr irgendetwas davon aktiv mitbekommen hätte (außer in den Medien).

Gab es Momente, in denen du dich nicht sicher gefühlt hast?

Ja, aber da kann niemand was dafür. Ich bin mit meiner Stufe wandern gewesen und wir haben uns in den Bergen verirrt. Bis wir dann gerettet wurden, hatte schon ein mulmiges Gefühl. Wenn wir uns den Alltag aber anschauen, dann nein. Ich habe mich wunderbar vorbereitet und behütet gefühlt, was zum einen durch die Organisation kam und zum anderen durch meine Gastfamilie, die ich immer alles fragen konnte und die mich auch nicht in Situationen gebracht haben, mit denen ich nicht umgehen konnte.

In wiefern wurdest du von deiner Organisation zu alltäglichen Gefahren und dem Wetter in Indien vorbereitet?

Relativ wenig, aber das war auch nicht wirklich notwendig. Wir haben vor Ort einige Tipps von YFU Indien bekommen, wie wir uns zumindest am Anfang verhalten sollten (nicht mit den öffentlichen Bussen fahren, nachts nicht alleine durch die Stadt wandern, an Ausgeh-Regeln der Gastfamilie halten). Gegen Ende des Jahres habe ich mich aber so wohl und sicher gefühlt, sodass ich (auch ohne Bedenken meiner Gastfamilie) einmal sogar nachts vom Kino nach Hause gelaufen bin. Dies lag aber hauptsächlich auch daran, dass ich ein Junge bin und mir dadurch deutlich mehr Freiheiten gewährt wurden. Wettertechnisch wurde ich überrascht wie viel Wasser tatsächlich im Monsun vom Himmel kommt. Ich erinnere mich noch gut daran, dass wir einmal 3 Tage lang Regen hatten. Du stehst auf, es regnet, Schule, Regen, Abendessen, Regen, Schlafen, Regen....

Hast du ein paar Ratschläge zum Thema Sicherheit in Indien, für zukünftige Austauschschüler?

Haltet euch an die Regeln der Gastfamilie! Auch wenn sie etwas streng klingen mögen, eure Gastfamilie sorgt sich um euch. Wenn ihr ein bisschen länger dort gewohnt habt, dann lässt sich über alles reden, aber am Anfang lohnt es sich keine Diskussionen über solche Dinge zu führen.

Vielen Dank für das Gespräch, Konstantin!

Konstantin verbrachte ein Austauschjahr mit der Schüleraustauschorganisation Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (YFU) in Indien.