Klimafreundlich in den Schüleraustausch?
Anne
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Seit Monaten protestieren Jugendliche im Rahmen der „Fridays for Future“ Bewegung für mehr Klimaschutz und setzen sich auch in ihrem Privatleben aktiv für das Klima ein. Vor allem Flugreisen werden dabei immer wieder kritisch betrachtet. Davon ist auch der Schüleraustausch betroffen. Denn in die beliebtesten Länder für ein Austauschjahr wie USA, Kanada, Australien oder Neuseeland führt der Weg aktuell nur mit dem Flugzeug. Müssen Schülerinnen und Schüle aus Klimaschutzgründen nun auf einen Austausch verzichten?
Nein, sagt Rabea Brotzulat von Experiment e.V. Die Austauschorganisation hat das Problem erkannt und eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die Lösungen für einen klimafreundlichen Austausch anbietet. In einer Kooperation mit der Klimaschutzorganisation atmosfair bieten sie als erste Austauschorganisation in Deutschland die CO₂-Kompensation von Flugreisen an. Das funktioniert wie folgt: Entsprechend der Menge an CO₂, die durch den Flug frei wird, ermittelt atmosfair mit einem eigenen Emissionsrechner einen Betrag zur Kompensation. Mit dieser Spende werden dann Projekte zur Energieeffizienz, erneuerbaren Energien oder Umweltbildung gefördert, die helfen, langfristig CO₂ einzusparen. Ein konkretes Beispiel: Ein Flug von Berlin nach Austin (Texas) verursacht mit Hin und Rückflug circa 5.800 kg CO₂. Der Betrag den atmosfair für die Kompensation ermittelt, liegt bei 134 Euro. Mit diesem Geld werden dann beispielsweise solarthermische Heizungsanlagen in Südafrika gebaut oder Solaranlagen im Senegal.
Um die Jugendlichen zu motivieren, das durch den Flug verursachte CO₂ auch tatsächlich zu auszugleichen, übernimmt Experiment 50 % vom atmosfair Beitrag. Diese Möglichkeit wurde bereits von 35 Teilnehmern*innen genutzt und insgesamt eine Menge von 100.000 kg CO₂ kompensiert.
Auch andere Organisationen wie Partnership International e.V. und Youth For Understanding (YFU) ermutigen ihre Austauschschüler den Flug mit atmosfair als freiwillige Leistung auszugleichen. Dies kann allerdings nur der Anfang sein. Auch wenn die Kompensation von Flügen von vielen kritisch als eine Art „Ablasshandel“ gesehen wird, leistet sie doch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Ein Ratgeber auf utopia.de beschreibt diesen Konflikt wie folgt: „Gar nicht fliegen ist besser als fliegen & kompensieren. Aber zu fliegen ohne zu kompensieren ist eben am schlechtesten.“ Wir hoffen dementsprechend sehr, dass zukünftig noch deutlich mehr Teilnehmer diese Möglichkeit nutzen.
Mit Bus, Bahn oder Fähre in den Schüleraustausch
Der Schüleraustausch ist in erster Linie eine interkulturelle Erfahrung. Zusätzlich geht es darum, sich in einer neuen Umgebung in Schule und Gastfamilie zurechtzufinden und selbstständiger zu werden. Es muss also nicht immer Übersee sein, denn diese wichtige Erfahrung kann auch in England, Frankreich oder Schweden gemacht werden. Um den Austausch in Länder zu fördern, die klimafreundlich mit Bahn, Bus oder Fähre erreichbar sind, vergibt Experiment ein Stipendium für Klima-Botschafter*innen. Damit erhalten Jugendliche, die bewusst klimafreundlich in ihr Austauschland anreisen maximal 500 Euro Zuschuss. Aktuell wurde noch kein Stipendium vergeben, da die Klimabotschafter*innen erst im Sommer 2020 ausreisen, es gibt aber bereits jetzt schon ca. 10 Teilnehmende, die in 2020 mit der Fähre nach Irland anreisen, anstatt zu fliegen.
Auch andere Organisationen organisieren die Ausreise in europäische Länder mit der Bahn. Bei YFU fahren die Jugendlichen nach Dänemark, Polen, Tschechien, Belgien, in die Schweiz und in die Niederlande klimafreundlich mit dem Zug.
Was du während Deines Schüleraustauschs fürs Klima tun kannst
Neben der Anreise gibt es noch weitere Aspekte wie klimafreundliches Verhalten im Schüleraustausch umgesetzt werden kann. So hat die Austauschorganisation KulturLife Hinweise zu klimafreundlichem Verhalten im Austauschland zusammengestellt, die sie ihren Austauschschülern mit auf den Weg gibt. Dazu gehört unter anderem während der Austauschzeit öffentliche Verkehrsmittel oder ein Fahrrad zu nutzen, den Müll zu trennen, auf den Ressourcenverbrauch zu achten (Wasser, Strom) und Plastikmüll zu vermeiden, indem man eine beispielsweise wiederverwendbare Wasserflasche benutzt. Auch die Dauer des Schüleraustauschs ist ein wesentlicher Faktor. Die Flugreise nach Amerika, Asien oder Australien lohnt eigentlich nur für einen längerfristigen Schüleraustausch. Für einen Schüleraustausch von wenigen Wochen sollte eher ein Land ausgesucht werden, das klimafreundlich mit Bus, Bahn oder Fähre erreicht werden kann.
Es ist wichtig, sich der der persönlichen Verantwortung dem Klima gegenüber zu stellen und auch beim Schüleraustausch zu berücksichtigen. Wenn man sich aber entsprechend verhält und sich zum Beispiel im Austauschland auch für Nachhaltigkeit und Umweltschutz engagiert, gibt es keinen Grund auf diese einmalige Erfahrung zu verzichten.