Schüleraustausch nach dem Schulabschluss
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Schüleraustausch nach dem Schulabschluss ist möglich!

Du möchtest gerne Schüleraustausch machen, bist aber schon in der Qualifikationsstufe oder Abschlussklasse an deiner Schule? Das ist kein Problem. Gerade nach dem Real- oder Hauptschulabschluss bietet sich ein Schüleraustausch an. Aber auch nach dem Abitur ist es noch möglich, einen Schüleraustausch zu absolvieren. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die Frage sowohl aus der Sicht der Austauschorganisationen, als auch aus Sich einer ehemaligen Austauschschülerin: Anne war nach ihrem Abitur für einen Schüleraustausch in Brasilien und berichtet von ihren Erfahrungen.

Schüleraustausch nach dem Schulabschluss: Das sagen die Austauschorganisationen

Ist es generell möglich einen mit deutschem Schulabschluss einen Schüleraustausch zu machen?

Ja es ist möglich einen Schüleraustausch nach dem Schulabschluss zu machen. Der deutsche Schulabschluss ist kein Ausschlusskriterium für den Schüleraustausch. Sowohl nach der mittleren Reife als auch nach dem Abitur kannst du einen Schüleraustausch machen. Manchmal sind Schülerinnen und Schüler allerdings nach dem Abitur schon zu alt für unsere Programme.“, sagt Theresa Schopf ,Mitarbeiterin bei AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. Selbiges gilt für die meisten anderen Austauschorganisationen. Nicht der Schulabschluss, sondern das Alter zum Zeitpunkt der Ausreise ist entscheidend. Bei manchen Austauschorganisationen musst du jedoch gesondert anfragen, wenn du bereits dein Abitur besitzt. Nach der mittleren Reife ist es in der Regel immer möglich, einen Schüleraustausch zu machen.

Gibt es Einschränkungen in der Länderwahl?

Nach der mittleren Reife stehen dir alle Austauschländer offen. Je nach Austauschorganisation gibt es aber manchmal Einschränkungen in der Länderwahl, wenn du bereits dein Abitur besitzt. Je nach Austauschorganisation und deren Partnerorganisationen im Ausland sind unterschiedliche Länder von der Einschränkung betroffen. Am besten du erkundigst dich direkt bei der Organisation.

Muss ich etwas bestimmtes bedenken, wenn ich schon einen Schulabschluss habe und einen Schüleraustausch machen möchte?

Der Schüleraustausch muss direkt an den Abschluss anschließen. Wenn du also im Frühjahr deinen Abschluss erworben hast, musst du im Sommer ausreisen. Eine Ausreise zum Winter ist auch denkbar, jedoch gibt es hier oft größere Einschränkungen in der Länderwahl. Im Ausland wird dann trotzdem erwartet, dass du zur Schule gehst, dich anstrengst und alles mitmachst. Außerdem kann es gut sein, dass deine Mitschüler und Mitschülerinnen im Ausland jünger sind als du.

Welche Klassenstufe besucht man dann im Ausland?

Das kann man nicht pauschal sagen. In manchen Ländern besuchen Austauschschüler und Austauschschülerinnen grundsätzlich nicht die Abschlussklasse, in anderen Ländern ist dies wiederum möglich. Oft hängt diese Regelung auch an der Schule selbst.

Hat man auch Anspruch auf Auslands-Schüler-BaföG?

Leider hat man momentan keinen Anspruch auf Auslands-Schüler-BaföG. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass du nicht auch andere finanzielle Unterstützung bekommen kannst. Austauschorganisationen selbst vergeben zahlreiche Stipendien und auch Stiftungen oder Verbände bieten Möglichkeiten der finanziellen Förderung eines Schüleraustauschs an. Hier erfährst du mehr über Stipendien und Fördermöglichkeiten.

Der Prozentsatz derjenigen, die nach dem Abitur einen Schüleraustausch machen ist sehr gering, es ist aber möglich und wenn es dir zum Beispiel auf Grund der Corona-Pandemie nicht möglich war vor der Qualifikationsstufe ein Austauschjahr zu machen, so kannst du das auch noch nach deinem Schulabschluss.

Alumni Anne war mit AFS 2011/12 für ein Schuljahr nach ihrem Abitur in Brasilien und berichtet im Interview von ihren Erfahrungen.

Warst du in der Länderauswahl eingeschränkt, weil du schon einen Abschluss hattest? Und wenn ja war das ein Problem für dich?

Anne: „Ja, es gab ein paar wenige Länder (u.a. USA), die keine Austauschschüler und Austauschschülerinnen mit Schulabschluss angenommen haben. Damals wäre ich gerne in die USA gegangen, aber ich konnte mich dann doch schnell damit abfinden, dass es eben ein anderes Land wird. Die große Mehrheit der angebotenen Länger hatten nämlich überhaupt keine Einschränkungen und so hatte ich trotz allem die Qual der Wahl und habe mich letztendlich zwischen Brasilien und Russland für Brasilien entschieden.“

Wie war es für dich trotz deutschen Schulabschlusses nochmal zur Schule zu gehen?

Anne: „Ehrlich gesagt war es für mich total entspannt. Da ich mein Abi schon in der Tasche hatte und in dem Sinne nichts in der Schule verpassen konnte, habe ich mir eher Gedanken darüber gemacht, was ich hinterher mit meinem Leben anfangen wollte, anstatt darüber nachzudenken, ob ich schulstoffmäßig gerade etwas verpasse. Ich konnte völlig frei und ohne Druck zur Schule gehen und mitnehmen, was ging.“

Nach dem Abi gibt es auch die Möglichkeit Freiwilligendienst zu machen. Warum hast du dich für den Schüleraustausch entschieden?

Anne: „Tatsächlich war ein Freiwilligendienst das, was ich eigentlich machen wollte. Ich habe alle möglichen Broschüren und Webseiten gewälzt und mich wirklich umfassend informiert. Doch da ich der erste G8-Jahrgang in Bayern und zum Zeitpunkt der Abreise erst 17 war, hat sich ein Freiwilligendienst im Ausland als unmöglich herausgestellt. Dass Abiturient*innen neuerdings auch minderjährig sein konnten, war für alle eine Neuheit und aus Versicherungsgründen hat keine Organisation Jugendliche akzeptiert, die nicht volljährig waren. Bei einem Freiwilligendienst in Deutschland wäre das kein Problem gewesen, aber für mich war klar, dass ich vor dem Studium das Jahr im Ausland verbringen wollte. Erst eine Bekannte, die selbst Ehrenamtliche bei AFS, meiner Austauschorganisation, ist, hat mir davon erzählt, dass das ja auch eine Möglichkeit für mich sein könnte.“

Glaubst du deine Austauscherfahrung unterscheiden sich (auf Grund der vollendeten Schule) von denen andere Austauschschüler*innen?

Anne: „Das glaube ich nicht. Ich bin ganz normal zur Schule gegangen wie jede und jeder andere auch. Ich hatte zwar wie gesagt keinen Druck, dass mein Schulabschluss noch bevorsteht und ich dahingehend nach meiner Rückkehr noch etwas leisten muss, aber davon abgesehen hat mein Schulabschluss überhaupt keine Rolle gespielt. Nachdem die Lehrer*innen einmal gesehen haben, dass ich "trotz" Schulabschluss ganz normal zur Schule komme und alles genauso ernst nehme wie alle anderen auch, war das für niemanden mehr ein Thema und ich wurde behandelt wie alle anderen auch.“

Danke für das Interview!

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