Fast wie in Hogwarts - Mein Schüleraustausch in Schottland
Ava | |
2016-2017 | |
Experiment e.V.
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Jeden Morgen auf dem Weg zur High School schlafen die riesigen Berge noch im Morgentau, vielleicht sogar mit etwas Schnee auf der Spitze, und die Wälder versprechen Geheimnisse.
Mein Name ist Ava, ich komme aus Berlin und wohne momentan für ein Jahr in einem Dorf irgendwo zwischen Edinburgh und Glasgow in Central Scotland!
Als man mich gefragt hat, ob ich denn lieber nach Schottland oder England möchte, musste ich lachen und hab eher aus Witz anstatt aus Ernsthaftigkeit Schottland gesagt – Schottland, das klingt so nach Dudelsäcken, Hügeln, Whiskey und Regen … Genauso ist es auch, aber noch viel besser!
Jeden Morgen auf dem Weg zur High School schlafen die riesigen Berge noch im Morgentau, vielleicht sogar mit etwas Schnee auf der Spitze, und die Wälder versprechen Geheimnisse.
Meine Hände haben sich daran gewöhnt, jeden Morgen eine Krawatte für meine Schuluniform zu binden, weshalb es jetzt nur noch 30 Sekunden anstatt 10 Minuten dauert, und wenn alles perfekt sitzt, geht’s los zur Schule, wo ich alle meine Wochentage fast komplett verbringe. Das hört sich jetzt langweilig an, aber A) ist meine High School ungelogen mein Lieblingsort, weil es so unfassbar viel zu tun gibt und B) was willst du sonst auf dem Dorf machen? Für jemanden, der aus dem Herzen Berlins stammt, ist das eine ganz schön große Veränderung, einfach so aufs Land zu ziehen, aber ich bereue es keine Sekunde.
Das englische Schulsystem für Austauschschüler - fast wie bei Harry Potter
Falls du Harry Potter gelesen hast und Hogwarts kennst, dann kannst du das mit meiner Schule vergleichen – zwar leider nicht das Gebäude oder den Unterrichtsinhalt, aber das System. Falls du Harry Potter nicht kennen solltest, dann halt dich lieber mal ran!
Die 1000 Schüler sind in 3 Häuser unterteilt und die treten in verschiedenen kleinen Wettkämpfen in der Lunch Pause gegeneinander an und außerdem gibt es Hauspunkte!
Weil dieses System total neu für mich ist, habe ich bei jeder Gelegenheit mitgemacht, um etwas Neues auszuprobieren – Theater, Chor, Musical, Hockey, Dodgeball, Movie Trailer, Lip Sinc, etc! Falls du auch ein Auslandsjahr machen solltest, kann ich dir nur wärmstens empfehlen ALLES mitzumachen, um erstens besser Freunde zu finden und zweitens wirst du viel mehr Anerkennung und Komplimente bekommen, weil alle bewundern, was du tust! Ich wurde jetzt sogar zur House Legend gewählt – kaum zu fassen!
Generell habe ich ziemlich viel Bewunderung von meinen Mitschülern bekommen, diesen Schritt alleine nach Schottland gewagt zu haben und noch 1000 Komplimente für andere Dinge, aber das ist einfach deswegen, weil die Schotten ein ungemein nettes Völkchen sind. Ich war nie extrem unsicher und hätte deswegen auch nicht erwartet, viel mehr Selbstbewusstsein zu gewinnen, aber das habe ich! Tja, man lernt halt nie aus.
Ein tolles Austauschjahr trotz Gastfamilien-Probleme
Ich habe die ersten 6 Wochen bei einer Gastfamilie ziemlich nah an meiner Schule gelebt, aber Anfang Januar habe ich beschlossen, dass ich dort nicht glücklich werde und obwohl ich es so lange probiert hatte, hat’s halt nicht so funktioniert, wie ich mir das gewünscht hatte.
Meine Schulleiterin, die auch mein Local Coordinator ist und mich wegen meines Engagement eh schon mochte, meinte ich könnte jederzeit bei ihr einziehen und das Angebot habe ich gerne angenommen! Bei der wohne ich jetzt und mir geht’s prima – ich bin echt verdammt froh, dass ich mich schlussendlich entschieden habe, zu wechseln und ich kann dir verraten, dass ein solcher Gastfamilienwechsel ziemlich häufig vorkommt. Mir hatten davor immer alle erzählt, dass sowas sehr selten ist, aber mehrere meiner Freunde überlegen auch zu wechseln, oder haben schon. Lass dich davon nicht einschüchtern – es ist pures Glück, wenn du dich sofort super mit deiner Gastfamilie verstehst, aber versuchen muss man es auf jeden Fall!
England und Schottland entdecken im Schüleraustausch
Weil wir ja gerade erst Ferien hatten, sind eine Freundin von mir aus Deutschland und ich alleine auf Entdeckungstour nach England gefahren. Das war echt total cool und wir haben auch schon Pläne für die Osterferien, die ja auch schon bald sind. Die Zeit vergeht so unfassbar schnell! Ich bin jetzt schon seit einem halben Jahr hier, was echt viel Zeit ist, aber ich kann euch sagen, auch wenn ein Jahr am Anfang lang klingt und die ersten Wochen ohne die besten Freunde hart sind, laufen die Wochen nur so davon. Hätte ich keinen Kalender, würde ich schätzen es wären erst 2 Monate.
Immer wenn ich darüber nachdenke, dass das hier alles bald vorbei ist, wird mir ganz schummerich, weil ich natürlich meine Eltern, Freunde und Berlin unfassbar vermisse, aber ich ganz genau weiß, wie sehr mir Schottland fehlen wird. Alle meine Freunde hier, meine wundervolle Gastmutter und die atemberaubende Natur!
Immerhin weiß ich dann, wenn ich wieder zurück bin, dass es einen zweiten Ort auf diesem Planeten gibt, den ich mein Zuhause nennen kann.
Ava verbrachte das Schuljahr 2016-17 als Stipendiatin von Experiment e.V. in Schottland. Der Erfahrungsbericht ist ebenfalls hier erschienen.