Carla mit ihren Freunden im Schüleraustausch in Kanada

Mein Schüleraustausch im französischen Kanada

Das Jahr hat mir rückblickend unglaublich viel gebracht: Ich bin selbstständiger und selbstbewusster zurückgekommen; ich habe gelernt, interkulturelle Unterschiede zu respektieren und jeden Menschen genau so herzlich aufzunehmen, wie ich in La Baie aufgenommen wurde.

Vor fast 8 Jahren, von September 2011 bis Juni 2012, habe ich ein Auslandsjahr in La Baie, einem Ort der kanadischen Provinz Québec verbracht. Im Gegensatz zu den anderen Provinzen Kanadas wird in Québec hauptsächlich Französisch gesprochen. Da ich mein Auslandsjahr gerne außerhalb Europas verbringen wollte und lieber Französisch als Deutsch sprechen wollte, war recht schnell klar, dass es für mich nach Québec gehen sollte.

Start in den Schüleraustausch mit Hindernissen

Nach fast einem Jahr der Vorbereitung kam im Juni die Nachricht, dass eine Gastfamilie für mich gefunden wurde. Ich habe mich damals riesig gefreut und war schon ganz gespannt darauf, sie kennenzulernen. Ende August war es dann endlich soweit und ich bin mit Sack und Pack mit anderen Austauschschülern in den Flieger gestiegen. Der Flug war bereits das erste Abenteuer: Nachdem unser erster Anschlussflug Verspätung hatte, haben wir unseren Transatlantik-Flug verpasst! Wir wurden dann umgebucht und ich musste eine andere Verbindung nehmen. Nach 24 Stunden auf den Beinen bin ich dann endlich angekommen und wurde von meinem Gastvater abgeholt und mit „tarte aux bleuets“ empfangen.

Während meine Gasteltern bei der Ankunft noch Englisch mit mir gesprochen haben, haben sie anschließend konsequent nur Französisch mit mir gesprochen, was am Anfang ziemlich schwierig war. Québecois, der französische Dialekt in Kanada, klingt ganz anders als das Französisch, was man in der Schule lernt und hat mich anfangs häufig ziemlich verwirrt.

Eingewöhnung in das Schulleben in Kanada

Nach einer Woche der Eingewöhnung fing dann die Schule an. Der erste Tag war recht schwer, weil anfangs niemand wusste, wer ich bin und dass ich keine Muttersprachlerin war. Aber zum Glück haben mich in der zweiten Pause einige spätere Freundinnen angesprochen. Da es noch zwei weitere Austauschschüler in dem Jahrgang über mir gab, habe ich auch noch andere Leute kennengelernt, mit denen ich zum Beispiel auf meinem ersten Football-Spiel war. Neben dem Unterricht habe ich auch noch in einer Volleyball-Mannschaft der Schule gespielt, mit der ich auch auf einigen Turnieren war, was viel Spaß gemacht hat. Insgesamt habe ich in den ersten Monaten viele neue Freunde kennengelernt und mich nach ein paar Anfangsschwierigkeiten sehr wohl gefühlt.

Auch mit meiner Familie bin ich die meiste Zeit sehr gut klar gekommen, wobei kleinere Streitereien auch schon mal vorgekommen sind. Neben meinen Gasteltern und -geschwistern hatten wir auch noch viel Kontakt zu den Großeltern, die wir häufiger besucht haben.

Obwohl es mir eigentlich sehr gut ging, wurde es dann um die Weihnachtszeit doch noch einmal schwer. Das erste Mal Weihnachten ohne die eigene Familie ist dann doch etwas anderes, obwohl meine Eltern und ich nie großartig gefeiert haben. Meine Gastfamilie hat sich in der Zeit aber wunderbar um mich gekümmert. Nach Weihnachten ging es dann eigentlich fast nur noch bergauf. Ich habe mich immer besser mit meinen Freunden verstanden und wir haben sehr viel gemeinsam unternommen.

Während mit meinen Freunden und der Schule alles gut war, lief es in meiner Gastfamilie leider mit der Zeit nicht mehr so gut. Meine Gasteltern stritten sich immer häufiger und trennten sich letzten Endes etwa einen Monat bevor ich zurück nach Deutschland bin. Auch wenn das im ersten Moment ein Schock war, kam ich doch recht gut damit klar, was sicherlich auch daran lag, dass ich zu der Zeit viel mit Freunden unterwegs war. Ich habe weiterhin mit beiden Sachen unternommen und stehe auch heute noch in Kontakt mit ihnen.

Schüleraustausch wirkt bis heute

Am Ende meines Jahres wollte ich gar nicht mehr weg aus La Baie. Das Jahr hat mir rückblickend unglaublich viel gebracht: Ich bin selbstständiger und selbstbewusster zurückgekommen; ich habe gelernt, interkulturelle Unterschiede zu respektieren und jeden Menschen genau so herzlich aufzunehmen, wie ich in La Baie aufgenommen wurde. Außerdem habe ich einige Freundschaften geschlossen, die trotz der Distanz weiterleben. Klar – man schreibt sich nicht mehr so oft, aber wenn man sich doch mal trifft, ist es wie damals.

Auch wegen meines Auslandsjahres habe ich mich nach dem Abitur entschlossen, im internationalen Raum zu studieren und später vielleicht auch zu arbeiten. Heute bin ich in einem deutsch-französischen Master und bin das vierte Mal in meinem Leben im Ausland.

P.S.: Natürlich habe ich in dem Jahr auch ein paar „typisch“ kanadische/québecoise Dinge gemacht, wie Blaubeeren pflücken, Skifahren, ein Hockeyspiel angucken, mit Freunden am Lagerfeuer sitzen, Poutine essen und den québecer Nationalfeiertag Saint-Jean feiern.

Carla verbachte das Schuljahr 2011/2012 mit AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. in Kanada.

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