Mein Schüleraustausch in Irland
meine unbeschreibliche Zeit im Auslandsjahr
Ramona | |
2022 |
Doch neben all den coolen Ausflügen und Fächern sind es eigentlich die langen Gespräche mit der Gastfamilie, das abendliche Zusammenkommen, Spaziergänge oder auch einfach gemeinsame Mahlzeiten, die ein Auslandsjahr ausmachen.
Es ist jedes Mal so komisch, wenn ich mir vorstelle, dass bereits die Hälfte meines Auslandsjahres rum ist. Viereinhalb Monate, in denen ich mir hier mühsam ein Leben aufgebaut habe, viereinhalb Monate, die ich irgendwie ohne meine Familie und Freund*innen in Deutschland überstanden habe, viereinhalb Monate, in denen ich wahrscheinlich mehr über mich Selbst gelernt habe, als je zuvor.
Meine ganze Reise damals begann mit viel Aufregung, aber mindestens genauso vielen vergossenen Tränen. All die Wochen zuvor hatte ich fieberhaft auf mein Auslandsjahr zugesteuert und dann stieg ich mit dem Gefühl, irgendwie die falsche Entscheidung getroffen zu haben, in den Flieger. Dieses Gefühl verflog allerdings relativ schnell wieder und machte Vorfreude Platz. Deutschland wurde immer und immer kleiner unter mir, bis zwei Stunden später die Küste Irlands in Sicht kam. Meine Local Koordinatorin erwartete mich bereits am Flughafen und führte mich sicher zum Bus, der mich dann nach Dundalk brachte. Auf der Fahrt konnte ich bereits einen Einblick in die Stadt erhaschen und kleine, dicht aneinander gereihte bunte Läden verliehen ihr einen ganz eigenen, süßen Charakter. Und dann ging alles super schnell. Ich lernte meine Gastfamilie kennen, an deren Akzent ich mich erstmal gewöhnen musste, bestaunte den hübschen Küstenort, in dem ich fortan wohnen würde und fiel schlussendlich hundemüde ins Bett. Ein paar Tage später stand dann bereits mein erster Schultag vor der Tür. Neben der Sprache war auch die von Kopf bis Fuß grüne Uniform und dass ich eine Mädchenschule besuchen würde, eine große Umstellung für mich.
Zurückblickend kann ich bloß jedem empfehlen, der oder die sich dafür entscheidet, ein Auslandsjahr zu machen, von Anfang an offen auf Menschen zuzugehen. Ich bin eher schüchtern und habe mir dadurch oftmals selbst ein Bein in den Weg gestellt. Die ersten Wochen war ich durchgehend frustriert, weil ich nicht direkt irische Freund*innen gefunden habe. Die harte Wahrheit liegt aber eigentlich darin zu verstehen, dass Einheimische sich wahrscheinlich nicht darum reißen werden, mit dir befreundet zu sein. In meiner Stufe sind ungefähr 20 von 60 Schülerinnen Austauschschülerinnen. Wenn man also nicht wirklich versucht, enge irische Freundschaften zu knüpfen, wird daraus wahrscheinlich nichts, auch wenn Ir*innen im Allgemeinen ziemlich offen sind. Mittlerweile bin ich aber sehr glücklich mit den Freund*innen, die ich hier gefunden habe. Der Mix aus den vielen Kulturen, (Spanien, Italien, Irland und Deutschland) macht die ganze Erfahrung sogar nochmal spannender.
Zusammen und auch mit Interstudies, meiner irischen Partnerorganisation, haben wir schon einiges unternommen. Ich war ein paar mal in Dublin und Belfast und auch einmal in Galway auf dem Weihnachtsmarkt, in Kinos, im Museum, auf einer Halloween Party und vieles mehr. Nach der Schule oder am Wochenende treffen wir uns oft in der Stadt zum Eis Essen und Shoppen. Vor kurzem bin ich außerdem einem Badminton-Club beigetreten.
Da ich hier das Transition Year besuche, ein Jahr zwischen der Mittel- und Oberstufe, welches mehr zur Selbstfindung und zum praktischen Lernen dient, haben wir interessante Fächer wie zum Beispiel Musical, wo wir gerade Aladdin einstudieren. Und in Enterprise haben wir unsere eigenen Produkte designed, die wir dann kurz vor Weihnachten verkauft haben. Mit der Schule haben wir auch ein paar Ausflüge gemacht, der coolste war ein Übernachtungstipp mit vielen Attraktionen wie Kayaking, Stand Up Paddling und Lasertag im Wald. Außerdem steht jede Woche mindestens ein Workshop auf dem Stundenplan, gestern war es ein Selbstverteidigungstraining, aber es sind immer unterschiedliche.
Das TY kann ich definitiv für all diejenigen unter euch empfehlen, die sich nach ein wenig Entspannung vom deutschen Schulalltag sehnen und offen für Neues sind.
Doch neben all den coolen Ausflügen und Fächern sind es eigentlich die langen Gespräche mit der Gastfamilie, das abendliche Zusammenkommen, Spaziergänge oder auch einfach gemeinsame Mahlzeiten, die ein Auslandsjahr ausmachen. Mein Abenteuer hier besteht definitiv nicht nur aus Höhen, ich habe einen Gastfamilienwechsel hinter mir, habe immer mal wieder Heimweh und Selbstzweifel und auch die ein oder andere Konfliktsituation lässt sich nicht umgehen. Doch ich glaube gerade an diesen Situationen wachse ich unglaublich viel. Ich bin mehr als dankbar dafür, diese einzigartige Erfahrung machen zu dürfen und bin außerdem schon sehr gespannt darauf, was die nächsten Monate so bringen werden.
Doch eines weiß ich jetzt schon, meine Zeit hier wird mir für immer als unbeschreiblich wundervoll in Erinnerung bleiben!
Mehr zum Schüleraustausch mit Experiment eV.