Mein Schüleraustausch in Italien
Lukas | |
Schuljahr 2011/2012 | |
Teilnehmer
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Höhen wie Tiefen stellen wertvolle Erfahrungen dar und ich bin innerhalb des Jahres als Mensch gewachsen.
Fest überzeugt, ein Schüleraustauschjahr einzulegen, war ich nach einem herbstlichen Infoabend meiner Schüleraustauschorganisation. Da die Fristen schnell näher rückten, verbrachte ich gut zwei Wochen mit Arztbesuchen, dem Einholen der Erlaubnis von meinem Schuldirektor und dem Ausfüllen des Bewerbungsbogens. Ich hatte damals in der Schule Italienisch und war schon immer von Römern (und ihren heutigen Nachfahren) begeistert, weshalb Italien zu meinem Wunschland wurde.
Ziemlich bald kam dann auch eine Zusage meiner Organisation und fortan drehte sich bei mir fast alles um das Auslandsjahr. Ich fieberte den Vorbereitungswochenenden entgegen, auf denen ich neue Freunde fand und viel Spaß hatte, und hielt dann kurz vor Ostern den Bescheid in der Hand. Ich hatte eine Gastfamilie. Auf Sardinien. Dann ging alles ganz schnell. Das erste Skypegespräch mit der Gastfamilie, die länderspezifische Vorbereitung und dann der Flug nach Rom.
Intensive Vorbereitung auf den Schüleraustausch in Italien
Dort verbrachte ich erstmal mit allen anderen Gastschülern, wir waren wohl um die 700, ein Wochenende, an dem wir noch ein paar Kleinigkeiten über Italien lernten und uns akklimatisiert haben. Das war Notwendig, da der Sommer Italien noch voll im Griff hatte, während sich in Deutschland schon der Herbst ankündigte. Mit der Propellermaschine ging es dann nach Sardinien. Die ersten Wochen sind inzwischen nur noch ein Trubel aus Erlebnissen, Farben, Sprache und Gefühlen. Meine Gastfamilie hat von Anfang an nur Italienisch gesprochen und viel mit mir unternommen. Schnell fand ich Freunde, vor allem unter den anderen Austauschschülern, mit denen ich weiterhin hauptsächlich italienisch sprach. Mit meinen Gastbrüdern schaute ich in Bars Fußball, mit meiner Gastmutter kochte ich Polpette.
Heimweh und Gastfamilienwechsel im Schüleraustausch
Schließlich kam Weihnachten. Und mit Weihnachten kamen die ersten ernsthaften Schwierigkeiten. Ich war so gar nicht in Feststimmung, da man gelegentlich trotz Dezember noch im T-Shirt rumlaufen konnte. Kurz, ich hatte Heimweh. Dass kurz vor dem eigentlichen Weihnachtsfest meine Oma gestorben ist, hat es auch nur schlimmer gemacht. Ich begann, mich hinter den Computer zurückzuziehen und war mit dem Kopf in Deutschland.
Über die Wintermonate fand ein Camp auf Sardinien statt, an dem alle Gastschüler, die sich auf der Insel befanden, teilnahmen. Am eindrücklichsten erinnere ich mich an eine Talentshow, die wir dort gemacht haben. Ferner verbrachten wir, also die Gastschüler, eine Woche bei Gastfamilien, die um Oristano wohnten. In dieser Woche besuchten wir die Sartiglia, ein Reiterfestival, das um Karneval herum stattfindet. Dabei versuchen Reiter, im vollen Galopp einen Stern mit einem Degen zu durchbohren. Und das findet nicht etwa auf einer Wiese oder Ähnlichem statt, sondern auf den mit Rindenmulch präparierten Straßen der Altstadt.
Neustart in Livorno
Schließlich kam es zum Gastfamilienwechsel. Ich möchte gar nicht leugnen, dass ich mit dafür verantwortlich war. Aber so ist es nun mal gekommen; und vielleicht hat mir der Wechsel geholfen, den Kopf wieder etwas frei zu bekommen. Nach einigem Hin und Her mit der Organisation, die in meinem Fall bei der Kommunikation etwas versagt hat, bin ich in eine Gastfamilie in Livorno gekommen. Dort ging es mir vor allem schulisch besser. Ich unternahm viel mit meinem Gastbruder, der diesmal sogar mein Alter hatte. Dementsprechend hatten wir mehr gemeinsame Interessen und konnten mehr miteinander anfangen. Außerdem flog ich nach Bari, also ganz in den Süden Italiens, um einen anderen Gastschüler zu besuchen. Die Sommerferien, die in Italien viel früher anfangen als in Deutschland und auch etwa drei Monate lang sind, verbrachte ich größtenteils in Strandbädern oder Cafés an der großen Terrasse Livornos. Außerdem war ich noch beim Public Viewing der Europameisterschaft und schaute der deutschen Nationalmannschaft beim Verlieren gegen Italien zu, woraufhin die zu erwartenden Kommentare meiner Freunde kamen.
Zuhause in Deutschland habe ich mich eigentlich relativ schnell wieder eingelebt. Mein Freundeskreis dort hat sich nach dem Auslandsjahr etwas verkleinert, aber der Kern ist mir bis heute erhalten geblieben. Außerdem habe ich angefangen, bei der Austauschorganisation zu arbeiten, was mir viel Spaß gemacht hat. Auch wenn mein Jahr in Italien in der Mitte einen Tiefpunkt hatte, muss ich nachträglich sagen, dass ich nichts anders machen würde. Höhen wie Tiefen stellen wertvolle Erfahrungen dar und ich bin innerhalb des Jahres als Mensch gewachsen.
Lukas verbrachte mit der Schüleraustauschorganisation AFS Interkulturelle Bgegnungen e.V. ein Schuljahr in Italien.
Informationen zum Schüleraustausch in Italien