Mein Schüleraustausch in Kanada - New Brunswick Leuchtturm
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Mein Schüleraustausch in Kanada

Meine ersten sechs Monate in New Brunswick

Ich gehe auf eine typische High School mit 1.500 Schülern. Das ist hier eine normale Anzahl an Schülern. Jeden Morgen kommt der typisch gelbe Schulbus um 8:00 Uhr und holt uns von zu Hause ab. Die Schule startet hier sehr spät. Um 9:00 Uhr beginnt meine erste Stunde. Das war für mich am Anfang tatsächlich sehr ungewohnt, weil ich immer schon viel eher wach wurde, weil ich es nicht gewohnt bin, dass Schule erst so spät beginnt. Jetzt bin ich froh darüber, da kann man morgens noch ein bisschen länger schlafen und startet ausgeruhter in den Tag.

Mein Schüleraustausch in Kanada - Jay

Moncton, New Brunswick: Als ich das das erste Mal auf der Gastfamilienbenachrichtigung gelesen habe, da dachte ich mir noch nicht viel dazu. Eine kleine Stadt mit circa 85.000 Einwohnern. Jetzt weiß ich, hier gibt es die nettesten Menschen auf diesem Planeten. Das ist wirklich ein Punkt der wahr ist über Kanada. Natürlich war ich dann trotzdem extrem aufgeregt, als ich nach 29 Stunden endlich hier ankam. Ich hatte im Vorhinein zwar schon einmal mit meiner Gastfamilie telefoniert, aber dann traf ich zum ersten Mal meine Gastmutter, meinen Gastvater und meine zwei Gastschwestern. Sie sind eine typisch kanadische Familie. Mein Gastvater und meine jüngere Gastschwester spielen beide Eishockey. Meine Gastmutter ist Eiskunstläuferin und Tänzerin genau wie meine andere Gastschwester. Also alles sehr kanadische Hobbys. Dazu habe ich ein double placement. Die Familie hat noch ein 16-jähriges Mädchen aus Mexiko aufgenommen. Sie ist wie eine Schwester für mich, nur streiten wir nicht so oft. Wenn, dann nur für den Beifahrersitz im Auto. Zusammen gehen wir in das Einkaufszentrum, in einen nahegelegenen Park oder einfach mal spazieren. Zusammen leben wir in einem Haus mit unserer Katze namens Simba. Das ist hier nicht unüblich. Die meisten Menschen in dieser Stadt leben in Häusern, aber das liegt auch daran, das Moncton nicht sehr groß ist, aber eine große Fläche hat.

Ich gehe auf eine typische High School mit 1.500 Schülern. Das ist hier eine normale Anzahl an Schülern. Jeden Morgen kommt der typisch gelbe Schulbus um 8:00 Uhr und holt uns von zu Hause ab. Die Schule startet hier sehr spät. Um 9:00 Uhr beginnt meine erste Stunde. Das war für mich am Anfang tatsächlich sehr ungewohnt, weil ich immer schon viel eher wach wurde, weil ich es nicht gewohnt bin, dass Schule erst so spät beginnt. Jetzt bin ich froh darüber, da kann man morgens noch ein bisschen länger schlafen und startet ausgeruhter in den Tag. Ich habe jeden Tag die gleichen Kurse, was manchmal ein bisschen langweilig werden kann. Aber damit das nicht passiert, gibt es hier sehr interessante Kurse, wie Kochen, Psychologie, Forensik, oder Outdoor Pursuits. Da geht man nach draußen und lernt wichtige Überlebensskills, die man in der Wildnis gebrauchen kann. Und wenn im Winter Schnee liegt, lernt man sogar Skifahren. Während und nach dem Unterricht gibt es sehr viele Clubs und Angebote um sich sozial zu engagieren, weiterzubilden oder einfach Spaß zu haben. Für Musikinteressierte gibt es Bands, Orchester und einen Chor und für Schüler, die sich engagieren möchten, gibt es Clubs für Mentale Gesundheit oder Queere Menschen. Und natürlich gibt es auch noch die verschiedensten Sportarten wie Basketball, Ice-Hockey oder Football. 

Am Anfang des Schuljahres gab es das sogenannte „Homecoming“. An meiner Schule war es einfach ein sehr sehr großes Footballspiel mit sehr vielen kleinen Dingen drumherum wie eine Party. Allgemein wird der School Spirit hier sehr groß geschrieben. Jeden Freitag müssen wir etwas in lila und weiß tragen, da das die Farben unserer Schule sind. Fast jeder, der auf meine Schule geht, ist stolz da hinzugehen und zeigt das auch außerhalb der Schule. Zum Beispiel tragen viele Schüler den Merch mit dem Namen in den Farben unserer Schule. In meiner Klasse sind nur internationale Schüler aus der ganzen Welt. Das ist ganz schön, weil dann hat man immer jemanden, der die eigenen Probleme versteht und es werden schnell Freundschaften geschlossen. Aber ich hab mehr kanadische Freunde als internationale. Zum Beispiel bin ich sehr gut mit meiner 13jährigen Gastschwester und ein paar von ihren Freunden befreundet. Zusammen haben wir Pyjama-Partys gemacht, wo wir mitten in der Nacht Churros und Popcorn machen oder wir sitzen alle zusammen um die Feuerstelle im Garten. Das machen wir als Familie auch oft. Dabei werden dann sogenannte „S’mores“ gemacht.  Das ist ein über dem Lagerfeuer gerösteter Marshmellow und ein Stück Schokolade zwischen zwei Keksen. Es ist das beste überhaupt. In der Schule bin ich sehr gut mit einer Gruppe von kanadischen Leuten befreundet. Wir treffen uns oft am Wochenende und gehen in das Einkaufszentrum der Stadt.

Alles in allem sind die Menschen hier einfach viel offener und freundlicher als in Deutschland. Die Freundlichkeit von Fremden ist sogar manchmal ein wenig ungewohnt, aber es ist eine sehr schöne Art miteinander umzugehen. Familie wird in Kanada großgeschrieben. Es wird jeden Abend miteinander gegessen und über den Tag geredet. Und jeden Sonntag gibt es das Family-Dinner. Es ist im Grunde einfach ein großes Abendessen bei den Großeltern mit der ganzen Familie. Es wird gegessen, getrunken, und alle haben einfach eine schöne Zeit. Und im Oktober gab es dann das Thanksgiving Dinner. Klassisch mit Truthahn, Kartoffeln und grünen Bohnen. Es wurde sehr groß gefeiert und man konnte schon Wochen vorher Anzeigen und Werbung überall sehen. Die Feiertage werden alle sehr offen und groß gefeiert. Halloween ist da das beste Beispiel. Vom 1. bis 31. Oktober wurde alles mit Gruselfaktor beworben und angepriesen.  Und Halloween ist hier nicht nur für Kinder. Es gibt genauso Aktivitäten für Erwachsene, wie zum Beispiel eine große Halloween Parade, bei der viele verkleidete Menschen mitlaufen. Aber für Kinder gibt es natürlich das traditionelle Trick or Treating. Dabei gehen die Kinder von Haus zu Haus und sagen „Trick or Treat“ und bekommen dann dafür Süßigkeiten. Also ähnlich wie das in Deutschland bekannte „Süßes oder Saures“. Auch der „Remembrance Day“ wird hier groß geehrt. Der Tag soll an alle in Kriegen gefallenen Menschen erinnern. Egal ob Soldat oder Zivilist. Dazu kam ein ehemaliger Soldat zu uns an die Schule und hat über seine gefallenen Kameraden und auch die Schrecken, die er gesehen hat, erzählt. Das war schon sehr ungewohnt, das hier Soldaten in die Schule kommen und dazu die Nationalhymne gespielt wird.

Die Nationalhymne von Kanada ist „O’Canada“. Die wird jeden Tag in „Homeroom“ gespielt. Der Homeroom ist im Grunde einfach unser Klassenzimmer und wir haben jeden Tag nach der ersten Stunde dort 25 Minuten Pause, bei der uns alle wichtigen Informationen gegeben werden. Nachdem das Land geehrt wird, welches eigentlich den Ureinwohnern von Kanada gehört, wird dann die Hymne gespielt und man wird zu seinen nächsten Kursen geschickt. In Kanada lebten sehr viele Ureinwohner, die jedoch in der Kolonialzeit von den Europäern ausgebeutet und ermordet wurden. Heutzutage gibt es viele Kampagnen, um diese Verbrechen wieder gutzumachen, und das merkt man vor allem in der Schule. Neben den normalen Sprachen, wie Englisch und Französisch, kann man auch Sprachen der sogenannten „First Nations“ lernen.

New Brunswick ist die einzige zweisprachige Provinz in Kanada. Die offiziellen Sprachen hier sind Englisch und Französisch. Da ich im englischsprachigen Austausch bin, rede ich in der Schule und in meiner Gastfamilie nur Englisch. Aber meine kanadischen Gastschwestern sind beide auf einer französischen Schule und lernen deswegen alles auf französisch. Meine Gastmutter hat genauso einen Job wo sie Englisch und Französisch sprechen muss. Es ist hier sogar sehr schwer einen Beruf zu finden, wenn man nur eine der beiden Sprachen spricht, denn hier ist alles zweisprachig. Von den Stoppschildern auf den Highways, über die Karten im Restaurant, bis zu ganzen Theaterstücken. Hier wird alles auf Englisch und Französisch geschrieben. Das kann manchmal ein bisschen überfordernd sein, wenn man versehentlich in der falschen Zeile liest. Aber ich komme sehr gut mit meinem Englisch zurecht. Wenn man mal einen Fehler macht, wird es entweder höflich ignoriert oder man wird freundlich korrigiert. Anfangs war es ein bisschen anstrengend erst alles im Kopf übersetzen zu müssen bevor man was sagt, aber mittlerweile kommt alles von ganz allein. Es ist sogar schon manchmal anstrengend deutsch zu schreiben oder zu sprechen, weil man immer irgendwelche englischen Redewendungen verwenden will, die mit der Zeit einfach zum Wortschatz dazu gekommen sind. Da fällt einem mehr auf wie unterschiedlich die Sprachen eigentlich sind und wie sehr man es schätzen sollte mehrere Sprachen zu sprechen. 

Wenn man in der Schule durch den Gang läuft hört man die verschiedensten Sprachen. An meiner Schule sind 20% internationale Schüler. Manche sind zum Austausch da, andere sind einfach nach Kanada gezogen, oder sprechen von zu Hause aus eine andere Sprache. Aber es ist immer interessant zu sehen, welche unterschiedlichen Kulturen so aufeinandertreffen und wie offen der Austausch unter den verschiedenen Schülern ist. Aber es gibt nicht nur den Austausch unter Schülern, Kanada ist im allgemeinen sehr bunt gemischt was Kulturen, Sprachen und Nationalitäten angeht. Meine sehr kanadische Gastmutter unterrichtet jede Woche einen Zumba Tanzkurs. Zumba ist eine Mischung aus Aerobic und lateinamerikanischen und anderen internationalen Tänzen. Es ist komplett selbstverständlich, das man als Kanadier hier auch andere Tänze aus anderen Kulturen unterrichten kann. Und Zumba macht richtig Spaß. Meine mexikanische Gastschwester und ich gehen jede Woche mit ihr zu ihrem Kurs und tanzen mit. Es ist egal ob man weiß wie man tanzen soll oder ob man die Choreografie kennt oder nicht. Der wichtigste teil an dem Ganzen ist das man sich fit hält und einfach Spaß hat. Und ich denke, das trifft auch auf ein Auslandsjahr zu. 

Egal ob es manchmal schlechte Tage gibt, wo man sein Zuhause und seine deutschen Freunde und Familie vermisst. Man hat hier trotzdem die beste Zeit seines Lebens und es macht Spaß. Ich kann nur jedem empfehlen, der darüber nachdenkt einen Austausch zu machen, es einfach zu wagen. Es ist die beste Erfahrung die man in dem Alter machen kann und dazu lernt man noch so viele neue und schöne Sachen.

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