Nadja in Frankreich

Schüleraustausch: Mein Auslandsjahr in Frankreich - So nah, und doch so fern

Ich hatte oft Bedenken, dass Frankreich vielleicht nicht weit genug weg von Deutschland ist und ich vielleicht gar keine so andere Kultur erleben würde oder das Leben dort sich kaum von unserem Leben in Deutschland unterscheiden würde. Doch Gott sei Dank hat sich dies nicht so herausgestellt und ich konnte feststellen, dass sich die französische Kultur und die Mentalität der Menschen sich doch ganz schön von der deutschen unterscheidet.

Freunde auf dem Dach

Schon seit meiner Kindheit habe ich davon geträumt, eines Tages ein Auslandsjahr zu machen. Als ich dann auf einer Messe Open Door International e.V. (ODI) kennen gelernt habe, fing das ganze Abenteuer an. Durch ihre intensive Beratung habe ich mich schließlich dazu entschieden in unser Nachbarland Frankreich zu gehen und mein AJA-Stipendium für soziales Engagement hat mich diesem Traum ein Stückchen nähergebracht.

Ich hatte oft Bedenken, dass Frankreich vielleicht nicht weit genug weg von Deutschland ist und ich vielleicht gar keine so andere Kultur erleben würde oder das Leben dort sich kaum von unserem Leben in Deutschland unterscheiden würde. Doch Gott sei Dank hat sich dies nicht so herausgestellt und ich konnte feststellen, dass sich die französische Kultur und die Mentalität der Menschen sich doch ganz schön von der deutschen unterscheidet. Natürlich gab es auch viele Gemeinsamkeiten, doch trotzdem habe ich oft vergessen, wie nah ich mich eigentlich an Deutschland befinde.

Meine Gastfamilie

Meine Gastfamilie bestand aus meinen Gasteltern und meinem nur wenig jüngeren Gastbruder und wenig jüngerer Gastschwester, welche mir das Leben während meines Auslandjahres sehr viel einfacher und schöner gemacht haben. Zum Beispiel war ich mit den beiden direkt 5 Minuten nach meiner Ankunft in ihrem Pool und obwohl wir uns noch nicht viel verständigen konnten, hatten wir viel Spaß. Von Tag Eins an habe ich mich super wohl gefühlt und meine Gasteltern und vor allem meine Gastgeschwister haben mir das Gefühl gegeben, dass ich zur Familie gehöre. In manchen Momenten, wie zum Beispiel, wenn ich mir zusammen mit meinen Gastgeschwistern laut singend und tanzend Zähne geputzt habe, habe ich vergessen, dass es nur meine Gastfamilie ist und ich nur für eine begrenzte Zeit bei ihnen lebe. Das Familienleben ist in Frankreich sehr intensiv und die Familie spielt eine wichtige Rolle, selbst wenn die Franzosen den ganzen Tag bis abends in der Schule und bei der Arbeit verbringen. Dafür wird die Zeit abends und am Wochenende genutzt und es wird gemeinsam viel gekocht und gegessen. Damit wären wir schon beim nächsten Thema …

Die gute französische Küche

Ich denke der Fakt, dass ich trotz fünf Mal die Woche Sport fast 10 kg zugenommen habe, sagt einiges über die französische Küche aus … Es wird viel und vor allem gut gegessen. Das Frühstück wird sehr vernachlässigt und spielt keine große Rolle, doch schon beim Mittagessen in der „Cantine“, in welcher jeder Schüler aufgrund des Ganztagsunterricht isst, gibt es Vorspeise, Hauptspeise, Käse und Baguette und einen Nachtisch. Gegen 16 Uhr wird das „gouter“, welches aus einem kleinen Küchlein besteht, meist zwischen Schulstunden zu sich genommen. Abends wird relativ spät gegen 21 Uhr gegessen und das Essen besteht wie beim Mittagessen aus einer Vorspeise (an Feiertagen und am Wochenende wird vor der Vorspeise noch das „Apéro“ gemacht, welches aus kleinen Snacks und einem alkoholhaltigen Getränk besteht), dem Hauptgang, danach wird eine Käseplatte mit Baguette aufgetischt und am Ende gibt es noch einen Nachtisch. Die französische Esstradition gefällt mir sehr gut, da sich Zeit genommen wird und man gut isst und gleichzeitig mit der Familie Zeit verbringen kann und über den Tag reden kann.

Alltag: Schule, Sport und Freunde

Mein Alltag in Frankreich war sehr strukturiert und jeden Tag gleich. Mit meinen Gastgeschwistern zum Bus rennen, weil wir wie immer verschlafen haben, von 8 Uhr bis 16 Uhr Unterricht, danach Handballtraining, nach Schulschluss um 18 Uhr nach Hause fahren, mit meiner Gastmama kochen, mit der ganzen Familie essen gegen 21 Uhr, danach Hausaufgaben … doch langweilig wurde es mir nie. Meine Klasse war eine Sportklasse, weswegen die Schüler meistens wenig Wert auf den Unterricht gelegt haben und der ein oder andere Lehrer ganz schön mit uns zu kämpfen hatte. Diese Klasse war mein Glück, da sie alle sehr offen und unternehmungslustig waren und ich schon nach sehr kurzer Zeit Freunde gefunden habe. Im Gegensatz zu allen anderen Klassen hatten wir nur bis 16 Uhr Unterricht und danach bis 18 Uhr Sportunterricht, den wir selbst wählen durften. Ich habe Handball gewählt, da dies ein beliebter Sport in Frankreich ist. Das Training und meine Mannschaft haben eine wichtige Rolle für mich gespielt, da ich dort schnell ein fester Teil der Mannschaft wurde und es keine Rolle gespielt hat, dass ich eigentlich Deutsche bin. Zudem bin ich im Februar 2020 mit meiner Mannschaft und meinem Trainer für mehrere Tage zu einem Turnier nach Paris aufgebrochen, was ein Erlebnis war, welches ich wohl nie vergessen werde.

Auslandsjahr-Achterbahn der Gefühle

Doch ich muss auch sagen, dass ein Auslandsjahr nicht immer nur schön und super ist, sondern dass es auch Momente gibt, in denen man seine Entscheidung ins Ausland zu gehen hinterfragt. Mir persönlich ging es kurz vor Weihnachten nicht sehr gut, da ich schlechte Noten geschrieben habe, mich im Training verletzt habe und zu der Zeit auch oft blöde und teilweise rassistische Bemerkungen über mich und Deutschland kamen. Doch dies war Gott sei Dank nur eine kurze Zeit und man sollte sich in solchen Momenten nicht unterkriegen lassen und sich immer auf das Positive konzentrieren. Wenn ich im Nachhinein an meine Zeit in Frankreich denke, dann sehe ich nur die schönen Momente und denke an all die großartigen Sachen, die ich erleben durfte und die Freundschaften, die ich knüpfen konnte.

Was nehme ich aus dem Auslandsjahr mit?

In meinem Auslandsjahr habe ich nicht nur viel für das Leben gelernt und gelernt fließend Französisch zu sprechen, sondern ich habe auch eine zweite Familie gefunden und Freundschaften fürs Leben geknüpft, welche auch in der Zukunft vorhanden bleiben, da mein Gastbruder im Herbst für mehrere Monate kommen wird und schon diesen Sommer meine zwei besten Freundinnen aus Frankreich mich in Deutschland besuchen kommen.

Ich bin ODI und AJA sehr dankbar, dass ich durch sie die Möglichkeit hatte, ein so großartiges Auslandsjahr zu verbringen. ODI kann ich nur weiterempfehlen, da man dort nicht nur irgendeine Nummer im System ist und auch sehr gut vor, während und nach dem Auslandsjahr betreut wird.

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