Kana

Unsere Gasttochter Kana aus Japan

Gastfamilie zu sein war und ist eine rundherum wichtige und reichhaltige Erfahrung, die wir nicht missen wollen.

So kam Kana zu uns

Angefangen hat das Abenteuer damit, dass sich unsere Tochter Hellen als Einzelkind schon sehr lange ein Geschwisterkind gewünscht hat. In unserem Bekanntenkreis waren Familien, die bereits Erfahrungen mit Schüleraustauschprogrammen gesammelt und Gastkinder aus verschiedenen Ländern aufgenommen haben, die wir auch bei gemeinsamen Treffen kennen gelernt haben. So haben auch wir uns für ein Gastkind entschieden.

Der Kontakt zur Austauschorganisation AFS entstand über eine Freundin, die zu der Zeit das AFS-Komitee in Bamberg geleitet hat. In Gesprächen bekamen wir nähere Informationen über das Gastfamilienprogramm und den Schüleraustausch mit AFS. Schon bevor Kana, unsere japanische Gasttochter, zu uns kam, hat uns die regionale Betreuung und gute Vorbereitung auf die kommenden Erfahrungen gefallen. Wir haben uns dann offiziell nochmal über ein Formular als Gastfamilie angemeldet, außerdem haben wir ein Profil über unser Familienleben geschrieben. Später konnten wir dann ein solches Profil auch von verschiedenen Gastschülern lesen. Letztendlich haben wir uns dann alle für Kana entschieden.

Die Ankunft unserer Gasttochter

Im Juli 2008 war es so weit. Nach der ersten Begegnung am Frankfurter Flughafen, wo alle Gastschüler ankamen, fuhren wir zusammen mit dem Auto zurück nach Bamberg. Durch den Flug von Japan noch sehr müde, schlief Kana bereits im Auto und anschließend in unserer Wohnung erst mal recht lange und tief durch, so dass sich das Kennenlernen erst mal in die Zukunft verschob.

Am nächsten und übernächsten Tag waren erste Gespräche möglich - zunächst mit vielen Zeichen, Gesten und vielen englischen Wörtern. Da wir zwei Kinderzimmer in der Wohnung haben, konnten wir „unseren beiden Mädchen“ jeweils eigene Zimmer zuteilen, so dass eigene Rückzugsbereiche möglich waren, die zwischenzeitlich mehr oder weniger genutzt wurden. Daneben konnten wir alle einzeln oder gemeinsam in der Wohnküche und im Wohnzimmer miteinander reden. Es folgten erste beruhigende Anrufe nach Japan und weitere Vorbereitungen auf die Schule und dann konnte der „Alltag“ kommen. Mit und mit erfuhren wir alle immer mehr voneinander.

Schule

Kana konnte auf dieselbe Schule wir unsere Tochter Hellen gehen, was vieles recht einfach machte (Schulweg, Freundinnen, Schulbüro, Hausaufgaben etc.). Die Kinder waren aufgrund des unterschiedlichen Alters allerdings nicht in derselben Klasse, was sich grundsätzlich auch als sinnvoll herausstellte und so vielfältige gute Freundschaften hervorbrachte, die die gesamte Zeit wesentlich interessanter machten. Kana konnte kein Deutsch bei ihrer Ankunft, sie hatte aber einen kleinen Taschenübersetzer und auch auf Englisch klappte die Konversation so gut, dass sie in der Schule schnell Anschluss fand. Anders als man es von Asiaten vermuten mag, war sie nicht schüchtern.

Kana

Freizeit

In Bamberg gibt es glücklicherweise unterschiedlichste schöne Frei- und Grünflächen, wo sich entsprechende Aktivitäten (Freibäder, Hainpark, Stadtplätze in der historischen Altstadt) fast automatisch ergaben. Ob mit unserer Tochter oder Schulfreundinnen, Kana hat früh begonnen ihre Umgebung zu erkunden. Außerdem hat sie im Ruderverein Rudern gelernt und ist zum Tanzen gegangen. Diese Freizeitbeschäftigungen waren gute Möglichkeiten für Kana auch außerhalb der Schule Freundschaften zu schließen und neue Sportarten auszuprobieren.

Gemeinsame Urlaube mit der Gasttochter

Mit unserer „neuen“ Tochter war es auch problemlos möglich, unsere üblichen Campingferien in Italien zu verbringen, was uns allen sehr viel Spaß machte. Zu viert sind wir mit dem Wohnwagen in die Toskana gefahren.

Im Winter fuhren wir jedes Jahr zusammen mit Verwandten in den Skiurlaub in die österreichischen Alpen. Kana konnte zwar zunächst nicht Skifahren, sie hatte aber Spaß daran neue Dinge auszuprobieren und hat es in den zwei Wochen gelernt. Es war schön zu sehen, wie Kana auch vom Rest der Verwandtschaft als volles Familienmitglied aufgenommen wurde.

Das hat uns besonders gut gefallen am Gastfamilie sein

Besonders zu loben war die regionale Betreuung durch AFS Bamberg. Hierbei fanden regelmäßige (mindestens monatliche) Treffen und Aktionen (Wandern, Ausflüge, Schlittschuhfahren, Faschingsfeier, Gastfamilienaustausch, etc.) in Bamberg und Umgebung statt. Sowohl Austauschschüler, ehemalige Austauschschüler, Bewerber, Gasteltern und AFS-Mitarbeiter kamen zusammen in den Austausch, wo man sich egal ob jung oder alt auf Augenhöhe begegnete und voneinander lernte. Es konnten auch in meist ungezwungener Atmosphäre viele Fragen und Themen geklärt werden, die sowohl für die Gastkinder als auch für die Gastfamilien wichtig waren.

Gastfamilie - 10 Jahre später

Für uns ging das gemeinsame Jahr sehr schnell vorbei und so fiel uns allen der Abschied am Frankfurter Flughafen, wo 10 Monate vorher alles begann, sehr schwer. Aber die vielen – meist positiven – Erfahrungen haben die ganze Familie sehr bereichert.

Uns so blieb ein Gegenbesuch in Japan ca. 1 Jahr nach Kanas Abreise auch nicht aus. Wir haben Kanas Familie in Hiroshima besucht und ein paar Tage in Tokio verbracht. Das hat geholfen, das japanische Leben und Denken etwas besser zu verstehen. Unsere Tochter ist 2017 noch ein zweites Mal nach Japan geflogen und hat sich mit Kana und ihrem Ehemann, der auch einen Schüleraustausch gemacht hatte, getroffen.

Bis heute gibt es noch einen lockeren Kontakt, der durch das Internet sehr erleichtert wird. Wir verfolgen gegenseitig unsere jeweiligen Entwicklungen über Kontinente hinweg und haben uns sehr über die letzte Nachricht gefreut, nun Gastopa, Gastoma und Gasttante zu sein!

Gastfamilie zu sein war und ist eine rundherum wichtige und reichhaltige Erfahrung, die wir nicht missen wollen. Sie hat darüber hinaus auch zu einem Auslandsjahr unserer Tochter Hellen in Brasilien geführt.

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