Unsere Tochter in Irland: Tolle Briefe statt Whatsapp
Schüleraustausch aus Elternsicht
Kirsten Jänisch-Dolle | |
Schuljahr 2014/2015 |
Natürlich haben wir sie vermisst, aber es war ok. Denn das Grundgefühl war, dass sie gut aufgehoben ist.

Den Wunsch, während der Schulzeit ins Ausland zu gehen, gab es bei unserer Tochter Leah schon mit etwa 13 Jahren. Mit 14,5 Jahren kam sie auf uns zu: „In Bonn ist eine Messe für Schüleraustausch, da will ich hin!“
Eine gemeinnützige Organisation für den Schüleraustausch
Bald danach kristallisierte sich heraus: Irland sollte es sein, und zwar mit Experiment e.V. Uns Eltern war wichtig, dass eine gemeinnützig arbeitende Organisation den Aufenthalt organisierte.
Ende August 2014 war es dann für Leah endlich so weit: Der Abflug in eine andere Welt, eine Kleinstadt in der Nähe von Cork. Die Gastfamilie, eine Mutter mit zwei erwachsenen Kindern, nahm sie herzlich in ihrem Zuhause auf, einem Reihenhaus mit Garten und eigenen Hühnern. Für Leah gab es ein eigenes Zimmer.
Heimweh-Tränen in der ersten Woche
Sie verstand sich mit ihrer Familie, mochte ihre Gastmutter, brauchte aber dennoch vier bis sechs Wochen, um richtig anzukommen. Das war nicht immer einfach. In der ersten Woche flossen Heimweh-Tränen, die wir über Skype nicht gut genug trocknen konnten…
Eine neue Welt ohne Smartphone
Aber dann machten wir eine bemerkenswerte Erfahrung: Waren wir zunächst regelmäßig über Whatsapp informiert, kappte unsere Tochter nach etwa sechs Wochen die Internet-Verbindung für alle deutschen Kontakte.
Sie wollte mehr in ihrer „neuen Welt“ sein und legte ihr Smartphone beiseite, kaufte sich ein einfaches Handy und schrieb stattdessen Briefe. Tolle Briefe, die wir noch in Jahrzehnten lesen werden. Wir erhielten ausführliche Schilderungen über ihre Ausflüge, Städtebesuche, Kurzurlaube, Eindrücke und Gefühle. Zusammen mit einer Freundin, die sie dort kennenlernte, erkundete sie Cork, Galway, Dublin und Belfast.
Das erste getrennte Weihnachtsfest
Das erste Weihnachtsfest getrennt, das war für Leah und uns besonders. Zuerst fühlte Leah sich „komisch“. „Aber dann war es ein tolles Fest!“, schrieb sie, mit aller irischen und italienischen Herzlichkeit (ihre Gastmutter war als Kind aus Italien eingewandert).
Natürlich haben wir sie vermisst, aber es war ok. Denn das Grundgefühl war, dass sie gut aufgehoben ist.
Gleichzeitig konnten wir einer Gaststudentin aus Peking – durch Experiment vermittelt – unser deutsches Weihnachten zeigen. Wir hatten viel Spaß und lernten unglaublich viel über die chinesische Kultur.
Schuluniform und Mädchenschule
Menschen leben überall anders, und das hat unsere Tochter konkret erfahren dürfen. Sie konnte Vergleiche ziehen.
So fand sie etwa „ihre“ irische Kleinstadt „noch katholischer“ als unser ländliches Sauerland. Sie mochte die Schuluniform, den späteren Schulbeginn am Morgen, die Landschaft und die freundlichen Menschen. Das Essen war nicht so ihr Ding und Mädchenschule „forever“ wäre aus ihrer Sicht auch nicht gut gewesen. „Aber es war eine wertvolle Erfahrung“, sagte sie schon damals.
Schüleraustausch um zwei Monate verlängert
Leah hat ihren Aufenthalt in Irland letztendlich um zwei Monate verlängert, so dass wir sie nach einem dreiviertel Jahr Anfang April 2015 glücklich wieder in unsere Arme schließen konnten.
Die Tochter von Kirsten Jänisch-Dolle, Leah, verbrachte im Schuljahr 2014/2015 sieben Monate mit Experiment e.V. in Irland. Hier berichtet die Mutter aus Elternsicht über den Auslandsaufenthalt.
Mehr Informationen zum Schüleraustausch in Irland
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