Schüleraustausch in Brasilien: Eine kulinarische Reise
Hellen
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In Brasilien, einem Land, das flächenmäßig so groß ist wie Europa, erlebt man je nach Bundesstaat, und Region Schüleraustausch ganz unterschiedlich. Sowohl klimatisch als auch kulturell und vom Gesellschaftsbild unterscheiden sich die verschiedenen Regionen Brasiliens sehr stark voneinander. Diese Vielfalt führt größten Teils auf die Einflüsse diverser Migrationsflüsse zurück. Neben der Kolonialmacht Portugal, haben auch weitere Bevölkerungsgruppen Brasiliens Kultur (und so auch Esskultur) geprägt. Manche waren schon dort, andere wurden unfreiwillig aus Afrika nach Brasilien verschifft und wieder andere sind geflüchtet oder haben versucht Brasilien erobern. Deutsche, Portugiesen, Italiener, Japaner, Araber, Holländer, Indigene Bevölkerungsgruppen und Afrikaner haben Spuren hinterlassen. Besonders deutlich werden diese in der Küche. Neben dem Nationalgericht Feijoada (Schwarze Bohneneintopf mit Reis) wird je nach Region unterschiedlich gekocht und gegessen.
Hier findest du einen Überblick über unterschiedliche Regionen und Rezepte, die du während deines Schüleraustausches in Brasilien kennenlernen kannst.
Schüleraustausch Brasilien: Der Süden
Der Süden Brasiliens ist stark durch die deutsche und italienische Einwanderung im 19. Jahrhundert geprägt. Aus Pommern und dem Hunsrück kamen die meisten deutschen Einwanderer und hinterließen neben deutschen Ortsnamen wie Pomerode (Pommern), Blumenau oder Novo Hamburgo (Neu Hamburg) auch in der Küche ihre Spuren. So gibt es zum Beispiel „Cuca“ zum Nachmittags Café. Das Wort verrät es schon: Cuca ist eine Art Streusel Kuchen. Und statt Kaffee gibt es im Süden Brasiliens, Paraguai, Uruguai, Argentinien und Chile noch ein besonderes wachmachendes Heißgetränk: Mate oder Chimarrao. Anders als das hier bekannte Clubmate, wird der Matetee mit heißem Wasser aufgegossen. Traditionell wird er mit einem Metallstrohhalm aus einem Gefäß aus Kalabassen Kürbis getrunken. Diese Tradition ist von der südamerikanischen Urbevölkerungen übernommen worden und auch du als Austauschschülerin oder Austauschschüler in Brasilien wirst dieses Getränk sicherlich einmal probieren.

Schüleraustausch Brasilien: Der Südosten
Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte eine große arabische Einwanderungswelle nach Sao Paulo, vor allem aus Syrien oder dem Libanon. Heute schmeckt man die arabischen Gewürze in einem im ganzen Land beliebten Fingerfood „Kibe“. Ein Hackfleischbällchen was mit Tomaten und orientalischen Gewürzen zubereitet wird. Wenn du deinen Schüleraustausch in Brasilien verbringst, dann solltest du in der Mittagspause oder als Snack Kibe probieren. Die arabische Herkunft wirst du sofort schmecken. Ein weiteres Rezept mit langer Tradition in Sao Paulo ist „Virado à Paulista“, es soll zur Kolonialzeit entstanden sein um die Bandeirantes (portugiesische Expeditionstrupps) zu ernähren. Der reichhaltige Teller setzt sich aus gekochten Bohnen, die zunächst mit Maismehl und später mit Maniokmehl verrührt wurden, Schweinekotelett, Bratwurst, einem Spiegelei und gekochtem Kohl, sowie einer Banane zusammen. Auch heute wird dieser Teller häufig serviert. Falls du also als Austauschschüler oder Austauschschülerin in Sao Paulo und Umgebung deinen Schüleraustausch verbringst, dann wirst du in deiner Gastfamilie sicherlich früher oder später mal Virada à Paulista essen und jetzt weißt du sogar ein bisschen mehr dazu.
Neben Sao Paulo ist Minas Gerais ein großer Bundesstaat des Südostens, die Region ist für die besondere Käsevielfalt bekannt. Und hier kommen wir zu einem weiteren sehr beliebten Snack, dem Pao de queijo (Käsebrot). Den Ursprung hat das Gebäck im Kontakt der jesuitischen Missionierung und der indigenen Bevölkerung Ende des 19. Jahrhunderts. Auch in Argentinien und Paraguai gibt es ein ähnliches Gebäck, welches dort Chipas genannt wird. In Brasilien tauchte es erstmals in Minas Gerais auf und ist jetzt im ganzen Land beliebt. Der Teig der Brötchen besteht aus einer Art saurem Maniokmehl, Eiern, Salz, Öl, etwas Wasser und Käse. Viele Austauschschüler aus Brasilien nehmen dieses Rezept mit nach Deutschland, um es hier für Freunde und Familie zu backen.

Schüleraustausch Brasilien: Der Mittlere-Westen
Die Küche des Mittleren Westens ist von europäischen, afrikanischen und indigenen Einflüssen geprägt. Der Mittlere Westen setzt sich aus den heutigen drei Bundesstaaten: Mato Grosso, Mato Grosso do Sul und Goias, sowie dem Verwaltungsdistrikt Brasília zusammen. Nach dem ersten Vertrag von Tordesilla zur Klärung der Besitzrechte über Lateinamerika gehörte der Mittlere Westen Brasiliens zum Herrschaftsgebiet Spaniens. Später wurden die Grenzen allerdings neu verhandelt. Die spanischen Einflüsse sind jedoch noch heute zu schmecken. Galinhada ist ein traditionelles und weit verbreitetes Gericht der Region. Dabei handelt es sich um Reis mit Hühnchen, Knoblauch, Zwiebeln, Mais, Tomaten und Gewürzen. Es ähnelt sehr stark einer spanischen Paella. In Goiás ist eine der typischsten Speisen „Pamonha“, auch in anderen Regionen findest du Pamonha, allerdings nicht so tief in der Kultur verankert wie in Goiás, denn dort wird der Pamonha sogar ein Fest gewidmet. Pamonha wird aus Maismehl gemacht und kann süß, salzig, pur oder gefüllt zubereitet werden. Als Austauschschüler oder Austauschschülerin in Goiás ist das Pamonha-Fest im Mai sicherlich eine leckere Abwechslung, die du während deines Schüleraustausches in Brasilien unbedingt einmal probieren solltest.
Schüleraustausch Brasilien: Der Nordosten
Aus Austauschschülerin oder Austauschschüler in dieser Region wirst du schnell merken, dass sie vor allem durch die afrikanischen Kulturen beeinflusst wurde. So wird viel mit rotem Palmfett und Kokosmilch gekocht und auch die Namen der Gerichte wie Vatapá, Caruru, Acarajé haben ihren Ursprung in Afrika. Letzteres „Acarajé“ ist eins der beliebtesten Snacks im Bundesstaat Bahia – viele Austauschschüler können gar nicht genug davon bekommen! Afrikanische Sklaven des Stammes der Ioruba haben dieses Rezept der in Palmöl frittierten Bällchen aus Bohnen, Salz und Zwiebeln mitgebracht und zur Tradition in Bahia gemacht. Es wird zusammen mit getrockneten Garnelen, Tomate, Paprika und Zwiebeln, sowie caruru (gekochte Okra-Schote) und Vatapá (einer Garnelen-Creme) serviert. Auf der Straße findet sich auch die Streetfood-Version bei der das Bohnen-Bällchen (welches einer Falafel ähnelt) aufgeschnitten wird und mit den weiteren Zutaten gefüllt wird. Da sich die nordöstlichen Staaten Brasiliens an der Küste befinden, wird viel mit Meeresfrüchten und Fisch gekocht und so ist ein beliebtes Rezept die Moqueca de peixe, ein Fischeintopf, der mit Kokosmilch, rotem Palmfett, frischem Koriander, Zwiebeln, Paprika, Tomate und einem Fisch zubereitet wird. Die Moqueca ist ein gutes Beispiel der verschiedenen Einflüsse der brasilianischen Küche: Hier treffen Portugiesen und Afrikaner aufeinander.

Schüleraustausch Brasilien: Der Norden
Im Norden Brasiliens finden sich verglichen zu den anderen Regionen in Brasilien noch am meisten Elemente der indigenen Ess- und Kochkultur. Als Austauschschüler oder Austauschschülerin im Norden Brasiliens wirst du ein ganz besonders exotisches Jahr oder Halbjahr verbringen. Hier gibt es nur wenige europäische oder afrikanische Einflüsse. Die zwei Bundesstaaten Amazonas und Pará sind nicht nur in ihrer Natur sondern auch in der Küche sehr exotisch. Aufgrund der vielen Flüsse wird viel mit unterschiedlichen Fischsorten gekocht. Außerdem werden viele Früchte konsumiert. Eine häufig konsumierte Suppe ist die Tacacá, eine klare Suppe mit getrockneten Garnelen und einem Sud aus Maniok und Jambu-Kräutern. Oft kommt auch Pirarucu, einer der größten Süßwasserfische, auf den Teller. Wegen der großen Vielfalt an exotischen Früchten werden oft frische Säfte getrunken. Hauptsächlich aus den Früchten Açaí, cubuaçu, Mango, Maracuja, Banane und Guarana.
Du interessierst dich für ein Schüleraustauschprogramm in Brasilien? Dann informiere dich genauer über das Land auf der Länderseite für Brasilien und bei den Erfahrungsberichten. Ich selbst habe ein Schuljahr in Brasilien verbracht und erinnere mich immer wieder gerne an das so bedeutende Jahr in meinem Leben. Hier erzähle ich euch von meinen Erfahrungen in der Schule in Brasilien.
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