Schüleraustausch in Zeiten von Corona: Mein Auslandsjahr in den USA
Matilda
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, Interview, Corona |
Matilda wollte als AJA-Stipendiatin mit YFU ein Jahr in den USA verbringen. Nun musste sie ihren Schüleraustausch vorzeitig beenden und nach Hause zurückkehren. Wir haben ihr ein paar Fragen gestellt.
Hallo Mathilda, wie geht es dir jetzt? Bist du gut nach Hause gekommen?
Mein Rückflug lief relativ glatt, aber die Zeit bis davor war ein bisschen schwierig. Es gab ein großes Hin und Her zwischen den Flugdaten und letztendlich habe ich am Tag meines Rückfluges erst erfahren, dass ich an diesem Tag fliegen würde. Ein anderer Austauschschüler, der den gleichen Flug hatte und ich haben uns ganz gut zurechtfinden können und mussten nicht lange auf unsere Weiterflüge warten. Auf der Zugfahrt zu meiner Heimatstadt hatte ich Zeit zum Nachdenken und ich war nicht ganz sicher, ob ich mich freuen soll oder nicht. Es war alles sehr verwirrend und für mich nicht richtig zu begreifen.
Aber als ich dann in Deutschland ankam, war ich schon glücklich, meine Familie wiederzusehen. Ich war auch froh, dass meine Geschwister da waren, weil es mich abgelenkt hat und ich mich erstmal nicht mit meinem Gefühlschaos beschäftigen musste. Ich glaube, ich muss das Ganze noch verarbeiten, aber alles in allem geht es mir gut.
Wie geht es jetzt für Dich weiter?
Ich lebe jetzt gerade im Dachboden, weil ich erst mal nicht in die Wohnung darf. Meine Oma wohnt bei uns und wir wollen nichts riskieren. Es ist seltsam, nicht im eigenen Zimmer schlafen zu können, aber es ist ja nicht für immer. Ich werde das restliche Schuljahr nicht zur Schule gehen. Ich werde mir wahrscheinlich einen Job suchen, wenn die Quarantäne zu Ende ist. Und wenn das neue Schuljahr anfängt, werde ich auf eine neue Schule gehen.
Was wirst du am meisten aus deinem Austauschland vermissen?
Ich glaube, am meisten werde ich meine Gastfamilie und meine Freunde in den USA vermissen. Das ist wahrscheinlich eine Standardantwort, aber es stimmt. Meine Gastfamilie ist jetzt Teil meiner ganzen Familie und ich werde die Zeit und den Spaß mit ihnen vermissen. Und meine Freunde werde ich sehr vermissen. Zumal ich meine deutschen Freunde erst mal nicht sehen kann. Ich habe irgendwie auch eine richtige Familie bei meinen amerikanischen Freunden gefunden. Und das Musical werde ich sehr vermissen, dazu habe ich hier gar nicht die Möglichkeit. Es hat so viel Spaß gemacht und ich konnte meine Freunde sehen und ich finde, das Drama Department (siehe Erlebnisbericht von Matilda) ist schon etwas Besonderes, und das gibt es einfach nur in den USA so.
Was konntest du für dich mit nach Hause nehmen bzw. was hast du im Schüleraustausch gelernt, auch wenn dein Austauschjahr vorzeitig beendet wurde?
Ich glaube, ich habe im Auslandsjahr gelernt, auf andere zuzugehen und selbstbewusster zu sein. Es ist jetzt einfacher für mich, neue Leute kennenzulernen und sich nicht so sehr darum zu kümmern, was sie über mich denken. Generell habe ich viel mehr Zeit mit anderen Leuten verbracht und weniger Zeit allein verbracht und ich habe gemerkt, wie gut mir das tut. Und ich habe sehr viel Glück mitgenommen. Ich war dort so glücklich wie noch nie in meinem Leben. Ich war auch vorher glücklich, aber ich kannte diese Art von Gefühl einfach nicht. Ich habe außerdem noch Jonglieren gelernt.
Würdest du dich weiter ehrenamtlich für den Schüleraustausch engagieren bzw. anderen empfehlen an einem Schüleraustausch teilzunehmen?
Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, aber ich kann es mir vorstellen und auf jeden Fall würde ich jedem ein Auslandsjahr empfehlen. Es ist eine riesige Herausforderung und meistens muss man wenigstens einen Teil finanzieren können, aber es ist so bereichernd und man wächst wirklich aus sich heraus. Ich bin traurig, dass es vorzeitig zu Ende gegangen ist, aber ich habe trotzdem so viel gelernt und mitgenommen und ich würde nichts anders machen, wenn ich könnte.
Wir danken für dieses Gespräch und wünschen Dir alles Gute.