So funktioniert die Schule im Schüleraustausch in Japan
Hellen
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Schulsysteme im Vergleich: Schule im Schüleraustausch in Japan
Ein Schüleraustausch bietet dir die spannende Chance, in eine fremde Kultur einzutauchen, neue Freundschaften zu knüpfen und dabei ein völlig anderes Schulsystem hautnah mitzuerleben. Wenn du darüber nachdenkst, an einem Schüleraustausch in Japan teilzunehmen, dann ist dieser Beitrag genau richtig für dich! Wir werfen einen Blick darauf, wie das japanische Schulsystem funktioniert und was dich dort erwartet.
Die Schulstruktur in Japan
In Japan ist das Schulsystem in verschiedene Stufen unterteilt:
- Grundschule (Shougakkou): 6 Jahre, Alter 6-12
- Mittelschule (Chuugakkou): 3 Jahre, Alter 12-15
- Oberschule (Koukou): 3 Jahre, Alter 15-18
In einem Schüleraustausch würdest du wahrscheinlich die Oberschule (Koukou) besuchen, weil sie der deutschen Oberstufe entspricht.
Schulalltag in Japan
Japanische Schulen haben einen etwas anderen Rhythmus als deutsche Schulen. Der Schultag beginnt meistens gegen 8:30 Uhr und endet erst am späten Nachmittag, oft um 15:30 Uhr oder sogar später. Danach folgen oft noch Clubaktivitäten oder zusätzliche Studienzeiten.
Ein typischer Tag könnte so aussehen:
Morgens: Unterricht in Fächern wie Mathematik, Englisch, Japanisch, Naturwissenschaften und Gesellschaftskunde.
Mittagessen: Anders als in Deutschland essen viele Schüler in der Schule zu Mittag. Das Essen wird oft direkt in den Klassenzimmern eingenommen oder aber in Essenssälen, und die Schüler*innen helfen selbst dabei, das Essen zu verteilen. Hier kommen auch oft die berühmten japanischen Bento-Boxen zum Einsatz.
Nachmittags: Weitere Unterrichtsstunden, häufig ergänzt durch praktische Fächer wie Kunst, Musik oder Sport.
Uniformen und Disziplin
Ein markantes Merkmal des japanischen Schulsystems sind die Schuluniformen. Fast alle Schulen in Japan haben eine Uniformpflicht. Die Uniformen symbolisieren Zusammengehörigkeit und sind ein wichtiger Teil der Schultradition.
Japanische Schulen legen viel Wert auf Disziplin und Ordnung. Pünktlichkeit, Respekt gegenüber Lehrkräften und Mitschüler*innen sowie Sauberkeit sind sehr wichtig. So ist es beispielsweise üblich, dass die Schülerinnen und Schüler jeden Tag nach dem Unterricht ihre Klassenräume selbst reinigen.
Clubaktivitäten
Eines der coolsten Dinge an der Schule in Japan sind die sogenannten "Bukatsu" – Schulclubs. Diese Clubs finden nach dem regulären Unterricht statt und umfassen eine riesige Bandbreite an Aktivitäten, von Sportarten wie Fußball oder Kendo bis hin zu kulturellen Clubs wie Teezeremonie, Kunst oder Musik.
In einem Club aktiv zu sein ist fast schon ein Muss für viele Schüler*innen, und es wird erwartet, dass man sich engagiert. Das bedeutet oft, dass du noch lange nach Schulschluss in der Schule bist. Die Clubs sind eine super Möglichkeit, neue Freunde zu finden und mehr über die japanische Kultur zu lernen.
Unterschiede zur Schule in Deutschland
Im Vergleich zu Deutschland wirst du einige spannende Unterschiede bemerken. Zum Beispiel gibt es in Japan mehr Unterrichtsstunden pro Woche, und die Fächer sind teilweise intensiver. Besonders in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften liegt der Schwerpunkt oft stärker auf Details und Präzision.
Zudem ist die Lehrer-Schüler-Beziehung oft etwas formeller. Lehrkräfte werden mit großem Respekt behandelt, und die Hierarchie innerhalb der Schule wird strikt beachtet.
Tipps für deinen Schüleraustausch in Japan
Wenn du an einem Austauschprogramm in Japan teilnimmst, gibt es ein paar Dinge, die dir helfen können, dich besser einzugewöhnen:
- Lerne einige Grundlagen der japanischen Sprache: Auch wenn viele Japaner Englisch sprechen, wirst du dich wohler fühlen, wenn du ein paar wichtige Wörter und Sätze auf Japanisch kennst. Das zeigt auch, dass du bereit bist, dich in die Kultur zu integrieren.
- Sei offen für Neues: Die japanische Kultur ist anders, und manchmal wirst du vielleicht Dinge erleben, die du nicht gewohnt bist. Sei neugierig und offen, und du wirst eine unvergessliche Zeit haben.
- Engagiere dich in einem Club: Egal, ob du sportlich bist oder lieber künstlerisch aktiv werden möchtest, es gibt immer einen Club, der zu dir passt. Es ist eine der besten Möglichkeiten, neue Freundschaften zu schließen.
- Respektiere die Regeln und Traditionen: Die Schulregeln in Japan können strenger sein als in Deutschland, aber sie sind ein wichtiger Teil des Schullebens. Wenn du Respekt und Interesse zeigst, wirst du gut aufgenommen.
Anna hat ihren Schüleraustausch in Japan verbracht und schildert ihren Schulweg:
„Heute ist es wieder verdammt knapp. Mit der großen, schweren Tasche um die Schulter laufe ich los. 70% des Inhalts sind gar keine Bücher, sondern Sportzeug, denn nicht nur habe ich fast jeden Tag Sportunterricht, sondern ich habe jeden Tag nach der Schule noch meine Clubaktivität, in meinem Fall Kyudo, japanisches Bogenschießen. Aus der Puste, aber noch rechtzeitig, schaffe ich es in den Bus. Er ist voll von Schülern verschiedener Schulen. Ich finde es jeden Morgen interessant, die verschiedenen Schuluniformen zu beobachten. Nicht nur steht oft der Name der Schule im Wappen auf der Uniform, manche Schulen haben auch eine Brosche mit dem Jahrgang des Schülers, wodurch ich herausfinden kann, ob diese Leute älter oder jünger oder genau so alt sind wie ich. Auch kann ich durch ihre großen Sporttaschen herausfinden, welchem Club sie angehören. Wie jeden Morgen im Bus lese ich das Schild, auf dem der Name des Busfahrers geschrieben ist. Dies ist eine gute Übung, chinesische Schriftzeichen zu lernen. Nun muss ich einmal umsteigen. Im zweiten Bus muss ich ca. 40 Minuten fahren. Diese Zeit verbringe ich meistens damit, zu schlafen. In deutschen Verkehrsmitteln hätte ich mich niemals getraut zu schlafen. Aber in Japan ist dies das normalste überhaupt. Außerdem muss ich eh bis zur letzten Station fahren. Im schlimmsten Fall muss mich Herr Yano, der Busfahrer, wecken, indem er durch das Mikrofon „Annaaaa! Wach auf, wir sind schon da!“, ruft. Dies kommt öfters mal vor. Ich hätte mich in Deutschland auch bestimmt nicht mit einem Busfahrer einfach mal so anfreunden können glaube ich. Aber da ich DIE Ausländerin bin, die immer dieselbe Strecke fährt, fällt es niemandem schwer mich anzusprechen.“
Ein Schüleraustausch in Japan bietet dir die einmalige Chance, ein völlig neues Schulsystem kennenzulernen. Von einem neuen Schulalltag mit Uniformen bis hin zu den spannenden Clubaktivitäten – in Japan erwartet dich eine Menge. Die Disziplin, der Zusammenhalt und die tiefe Verankerung von Respekt und Tradition werden dir sicherlich im Gedächtnis bleiben. Wenn du offen bist für diese Erfahrungen, kannst du nicht nur schulisch, sondern auch persönlich wachsen.